Ein funktionierender Elektrozaun ist die Grundlage für eine sichere, tiergerechte Weidehaltung. Doch bevor der Zaun als Begrenzung funktioniert, muss er vom Tier akzeptiert werden – und genau hier beginnt unsere Verantwortung als Tierhalter und Tierhalterinnen. Aus unserer Erfahrung mit unzähligen Kundenprojekten wissen wir: Die erfolgreiche Gewöhnung an den Stromzaun ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von Vorbereitung, Geduld und geeigneter Technik.
Ob Pferd, Rind, Schaf, Ziege, Schwein oder Hund – jedes Tier reagiert unterschiedlich. Besonders bei Jungtieren wie Fohlen, Kälbern, Lämmern oder Welpen ist Vorsicht geboten. In diesem Beitrag zeigen wir, wie Sie Ihre Tiere sicher und stressfrei an den Elektrozaun heranführen – mit vielen praktischen Tipps.
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Pferde sind besonders sensibel und reaktionsschnell. Umso wichtiger ist eine ruhige, gut geplante Eingewöhnung. Wir empfehlen, junge und adulte Pferde zunächst in einem kleineren, gut einsehbaren Bereich an den Elektrozaun heranzuführen – idealerweise mit gut sichtbarem Leitermaterial, z. B. Breitbandlitze in Weiß oder Signalfarbe.
Der erste Stromkontakt erfolgt bei Pferden meist über Nüstern oder Lippen. Ein einmaliger Impuls genügt in der Regel, um einen dauerhaften Lerneffekt zu erzielen. Wichtig ist, dass der Zaun beim ersten Kontakt zuverlässig unter Strom steht – sonst fehlt der Lerneffekt und das Tier verliert den Respekt.
Fohlen sollten nicht unbeaufsichtigt an den Zaun geführt werden. Bei sehr jungen Tieren kann es sinnvoll sein, die Eingewöhnung zunächst ohne Strom zu beginnen, bevor die Spannung aktiviert wird. Achten Sie bei Fohlen auch auf eine passende Zaunhöhe und auf weiche Abgrenzungen ohne Verletzungsrisiko.
Unsere Empfehlung: Für Pferde und Fohlen empfehlen wir Breitbandzäune (20–40 mm), mindestens zwei stromführende Bänder auf unterschiedlichen Höhen sowie ein starkes Weidezaungerät mit ausreichend Hütespannung (mind. 2.500 Volt).
Rinder sind neugierig und lernfähig – bei der richtigen Zaunspannung verstehen sie sehr schnell, wo die Grenze liegt. Der erste Kontakt erfolgt meist über die empfindliche Schnauze oder Zunge, was zu einem klaren Lerneffekt führt. Wichtig ist, dass die Spannung hoch genug ist und der Zaun mechanisch robust aufgebaut ist, da Rinder gerne drücken, reiben oder schieben.
Kälber benötigen eine besondere Herangehensweise. Für sie empfehlen wir eine temporäre Eingewöhnungsfläche, in der sie ohne Ablenkung den Stromzaun kennenlernen können. Dabei ist es wichtig, die unterste Litze niedrig genug zu platzieren, um ein Durchschlüpfen zu verhindern.
Unsere Empfehlung: Für Rinder und Kälber eignen sich Litzen- oder Seilzäune mit mindestens drei stromführenden Reihen. Die Spannung sollte dauerhaft über 4.000 Volt liegen. Für Jungtiere sind Zaunhöhen zwischen 40 und 80 cm sinnvoll – ideal auch mit Kälber-Netzen.
Das dichte Fell der Schafe isoliert hervorragend – leider auch gegen den Stromimpuls. Umso wichtiger ist es, dass der Stromkontakt zuverlässig über unbewollte Körperteile – meist die Nase – erfolgen kann. Wir empfehlen für Schafe ausschließlich spezielle Elektronetze, da herkömmliche Litzenzäune zu leicht durchbrochen werden.
Lämmer sollten möglichst gemeinsam mit erfahrenen Alttieren an das Netz herangeführt werden. Dabei darf das Netz nicht durchhängen, und die Spannung muss dauerhaft hoch bleiben – idealerweise über 4.000 Volt. Wenn die Tiere den ersten Kontakt mit dem Netz erleben, sollte dies in ruhiger Umgebung geschehen, ohne Stress oder Gedränge.
Unsere Empfehlung: Für Schafe und Lämmer sind engmaschige Netze mit mindestens 90 cm Höhe ideal. Unsere Schafnetze sind so konzipiert, dass sie auch bei Bodenunebenheiten lückenlos abschließen. Kombinieren Sie das Netz mit einem leistungsstarken Netz- oder Solargerät – je nach Weidesituation.
Ziegen sind intelligent, beweglich – und berüchtigt dafür, Lücken im Zaunsystem gnadenlos auszunutzen. Für Ziegen reicht ein einfacher Litzenzaun nicht aus. Wir empfehlen entweder stabile, engmaschige Elektronetze oder einen mehrdrähtigen Zaun mit mindestens vier stromführenden Litzen auf verschiedenen Höhen.
Zicklein sind besonders flink und finden kleinste Durchschlupfmöglichkeiten. Achten Sie darauf, dass das Zaunsystem auch im unteren Bereich absolut dicht ist. Der erste Stromkontakt erfolgt meist über die Schnauze – ein klarer, spürbarer Impuls ist notwendig, um den Respekt vor dem Zaun zu etablieren.
Unsere Empfehlung: Verwenden Sie für Ziegen und Zicklein Netze mit verstärktem Bodenabschluss oder kombinieren Sie Litzenzaun und Maschendraht. Die Spannung sollte mindestens 4.500 Volt betragen. Ein Solargerät mit ausreichend starker Hüteleistung ist auch auf kleineren Flächen eine gute Wahl.
Schweine erkunden ihre Umgebung vor allem mit der Schnauze – das macht sie für den Stromzaun eigentlich sehr empfänglich. Aufgrund ihrer Borsten und ihrer dicken Haut empfehlen wir aber eine gezielte Gewöhnung, bei der der erste Kontakt kontrolliert erfolgt.
Ferkel reagieren empfindlicher als adulte Schweine, sollten aber ebenfalls frühzeitig lernen, dass der Zaun eine Grenze darstellt. Wir empfehlen, den untersten Draht auf 20 bis 25 cm Höhe zu setzen, damit die Tiere nicht darunter hindurchschlüpfen. Gerade bei Ferkeln ist in der Anfangszeit eine Kombination aus Elektro- und Festzaun oft sinnvoll.
Unsere Empfehlung: Für Schweine empfehlen wir mindestens zwei stromführende Litzen oder Seile – robust, gut sichtbar und spannungssicher. Verwenden Sie Geräte mit hoher Impulsenergie (z. B. Kombigeräte für Netz & Batterie). Für Ferkel eignet sich zusätzlich eine feste Umzäunung mit Stromlitze als „obere Sicherung“.
Bei Hunden ist besondere Sensibilität gefragt. Anders als Weidetiere sind Hunde oft enger an den Menschen gebunden – das heißt, der erste Kontakt mit dem Zaun sollte niemals unbeobachtet stattfinden. Verwenden Sie ausschließlich sichtbare Zäune, zum Beispiel ein Litzen- oder Netzsystem – unsichtbare Stromhalsband-Zäune und Ferntrainer sind in Deutschland verboten und auch aus Tierschutzsicht problematisch.
Für Welpen ist der Elektrozaun nur bedingt geeignet. Die erste Gewöhnung sollte immer unter Aufsicht und idealerweise an der Leine stattfinden. Sobald der Hund den Zaun einmal bewusst erlebt hat, genügt oft schon die Erinnerung, um ihn künftig fernzuhalten. Besonders wichtig ist es, dass der Hund den Stromimpuls dem Zaun zuordnet – nicht dem Menschen.
Unsere Empfehlung: Für Hunde und Welpen empfehlen wir Kleintiernetze mit niedriger Impulsenergie und klarer Sichtbarkeit. Die Kombination aus mechanischer Barriere und Strom wirkt zuverlässig – vor allem in Gärten oder Hofbereichen.
Für kleine Heimtiere, Hühner oder Kaninchen sind spezielle Kleintiernetze mit niedriger Spannung die sicherste Lösung. Die Maschenweite muss so eng sein, dass die Tiere nicht durchschlüpfen – gleichzeitig muss der Impuls stark genug sein, um als Grenze wahrgenommen zu werden.
Bei Jungtieren wie Küken oder Kaninchenbabys empfehlen wir, die ersten Tage ohne Strom zu starten. Erst wenn die Tiere sich an das Gehege gewöhnt haben, wird der Zaun aktiviert. Achten Sie darauf, dass das Netz straff gespannt ist und am Boden sauber anliegt – sonst kann es untergraben werden.
Unsere Empfehlung: Für Kaninchen, Hühner und andere Kleintiere empfehlen wir unsere extra engmaschigen Netze (50 oder 65 cm Höhe) mit fein abgestimmtem Weidezaungerät – batteriebetrieben oder solar. Ideal für mobile Kleingehege im Garten oder auf Wiesen.
Das hängt stark von der Tierart und dem individuellen Verhalten ab. Manche Tiere lernen schon nach einem einzigen Stromkontakt, andere brauchen mehrere Erfahrungen. Eine ruhige, kontrollierte Umgebung beschleunigt den Lerneffekt.
Eine ruhige Kleingruppe oder Einzelgewöhnung ist in vielen Fällen effektiver. In großen Herden kommt es häufig zu unkontrollierten Reaktionen, bei denen einzelne Tiere den Lerneffekt verpassen.
In diesem Fall sollte die Funktion des Zauns überprüft werden – häufig ist die Spannung zu gering oder es liegt ein technischer Defekt vor. Auch schlechte Erdung, Bewuchs oder beschädigtes Leitermaterial können die Wirkung stark beeinträchtigen.
Ja, besonders in der Anfangsphase ist eine durchgehende Stromversorgung wichtig. Tiere lernen schnell, wann ein Zaun nicht aktiv ist – und verlieren dann den Respekt. Auch später sollte der Zaun dauerhaft in Betrieb bleiben.
Ein Zaun ohne Strom beim ersten Kontakt – das führt dazu, dass Tiere den Zaun als harmlos wahrnehmen. Auch Stress, Hektik oder ungeeignete Umgebung beim ersten Stromimpuls sind typische Fehlerquellen.
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